This (major) find still hasn't hit the English press, but Dr. Johannes Deissler sends in several links to German sources (tibi gratias!) ... a couple from Die Welt provide good info ... the first is on the discovery itself:

Mainzer Archäologen haben nach eigenen Angaben die antike Pferderennbahn – das Hippodrom – im griechischen Olympia entdeckt. Eine Forschungsgruppe des Deutschen Archäologischen Instituts (DAI) in Athen unter Beteiligung des Mainzer Sporthistorikers Norbert Müller sei auf der Suche nach der größten Sportanlage im antiken Olympia fündig geworden, wie das Institut für Sportwissenschaften der Johannes Gutenberg-Universität in Mainz mitteilte.

Mit modernen geophysikalischen Methoden sei es den Forschern gelungen, die Lage und die geografische Ausdehnung des Hippodroms zu enträtseln. Bei den Untersuchungen stießen die Archäologen und Historiker auf auffällige, geradlinige Strukturen auf einer Länge von fast 200 Metern. Die eigentliche Startanlage mit Boxen für bis zu 24 Pferdegespanne dürfte mit großer Wahrscheinlichkeit unter einem gewaltigen Erdhügel im Tempelbezirk liegen, hieß es weiter.

Die Pferderennbahn war bislang nur aus Schriftquellen bekannt, archäologisch ließ sie sich nie nachweisen. „Der Fund ist eine archäologische Sensation“, sagte Müller laut Mitteilung. „Das Projekt könnte ähnlich der Ausgrabung des antiken Stadions von Olympia vor 50 Jahren eine neue Attraktion für die Sportwelt werden.“
Mit einer Länge von rund 600 Metern und einer Breite von rund 200 Metern war die Rennbahn nach Berichten von Reisenden der Antike die größte Sportanlage in Olympia.Bisher war die Meinung vertreten worden, ein Fluss habe das Hippodrom weggespült.
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Archäologie Hippodrom Olympia Griechenland Athen Mainz
Die Forscher suchten das Gelände nach den Angaben östlich des Heiligtums von Olympia systematisch mit modernen geophysikalischen Methoden wie Geomagnet- und Georadarmessung ab.
Der antike Reiseschriftsteller Pausanias hatte den Wissenschaftlern mit Berichten aus dem 2. Jahrhundert nach Christus bereits einige Hinweise zum Hippodrom, den Startmechanismen, Wendemalen und Altäre gegeben. Eine bisher wenig beachtete Schriftquelle aus dem 11. Jahrhundert nach Christus nenne sogar Maße und Dimensionen der Anlage, hieß es in der Mitteilung.


The second gives a nice overview of the site of Olympia and the research that has already been done there:

Das antike Olympia ist im Grunde ein einziges großes Missverständnis. Die legendäre Ruinenstätte, in der das Olympische Feuer entzündet wird, um seinen Lauf über die Welt anzutreten, erscheint uns heute als schlichte, karge, dem Göttlichen gegenüber demütige Szenerie, wie ein mahnendes Bild aus der Vergangenheit in eine Gegenwart, in der die Spiele sich zum monströsen Unterhaltungs-Event gewandelt haben.
Doch die Vision von einfältiger, stiller Größe trügt, ist abgeleitet aus der pastoralen Landschaft des Alpheiostals im Westen der Peloponnes. Über die erhabenen Ruinen des Ortes mit dem schmucklosen in die Landschaft gebetteten Stadion schwärmte schon Mitte des 19. Jahrhunderts der Reisende Ludwig Lange: „Ein friedliches Thal, von stillem Bächlein durchflossen, sanfte Hügel mit schattigem Wald bekrönt ... war der Mittelpunkt dieser Festlichkeiten.“
Das Hippodrom – ein Beispiel für Pomp
Doch dieses Bild trog. Allerdings konnte das Bauwerk, das es hätte widerlegen können, lange nicht gefunden werden konnte: das Hippodrom, die Pferderennbahn. Die größte Sportstätte Olympias war zugleich die aufwendigste, Ort des unbestreitbaren Höhepunkts aller Spiele, Forum für die Reichen und Mächtigen der hellenischen Welt, die sich hier, am Ort der hippischen Wettkämpfe, zu präsentieren pflegten. Denn das Hippodrom war das Gegenstück dessen, was Pierre de Coubertin aus der Tradition des antiken Olympia für die Neuzeit destillieren wollte: Pomp statt Demut, Gewalt statt Kraft, Machtkämpfe statt Weltfrieden.
Weiterführende links

Bislang galt die These, dass die Hochwasser des nahen Flusses Alphaios das monumentale, aber in Leichtbauweise ausgeführte Hippodrom hinweggespült hätten. Seine Reste seien unter meterdicken Schlammschichten verborgen. Doch ein Team um Christian Wacker, Direktor des Deutschen Sportmuseum in Köln, den Mainzer Sporthistoriker Norbert Müller und Reinhard Senff vom Deutschen Archäologischen Institut in Athen, das seit 1875 in Olympia gräbt, ließ das nicht ruhen. An diesem Donnerstag will Wacker im estländischen Tartu erstmals vor einem internationalen Kollegenkreis seinen Satz beweisen: „Wir haben das Hippodrom von Olympia gefunden.“

Modernste Technik ermöglichte den spektakulären Fund. Das heute ackerbaulich genutzte Gebiet zwischen Stadion und dem Fluss Alphaios wurde erstmals mittels Georadar und Geomagnetik bis in eine Tiefe von acht Metern geophysikalisch untersucht.

Das Ergebnis widerspricht allen klassischen Rekonstruktionsversuchen. Nach diesen wäre die Laufbahn doppelt so breit gewesen wie die Startbahn. Tatsächlich aber zeigte das Hippodrom von Olympia schon die langgestreckte Form, die die großen Arenen der römischen Kaiserzeit prägte: Der Anlauf, vor dem sich eine Säulenhalle erstreckte, war genauso breit wie die die eigentliche Kampfbahn.
Ein "Pferdeschreck" am Ende
Es steht nicht von ungefähr für die überragende Rolle des Hippodroms, dass es zu den am besten beschriebenen Bauten Olympias gehört. „Der Start hat die Form eines Schiffsbugs mit dem Sporn in Richtung der Rennbahn“, berichtet der griechische Reiseschriftsteller Pausanias im 2. Jahrhundert n. Chr.: „Beide Seiten des Ablaufs haben mehr als 400 Fuß Länge, und darin sind Gelasse (Startboxen) eingebaut. Darum (um die Aufstellung) losen die Pferdesportler vor dem Wettkampf.“
Doch erst aus der Zusammenschau mit einer Stelle aus der „Suda“, einem byzantinischen Lexikon aus dem 10. Jahrhundert, zog der Hallenser Gräzist Joachim Ebert in den Neunzigern die richtigen Schlüsse. Danach erstreckte sich das Hippodrom über eine Strecke von 576 Metern, deren Enden jeweils Wendesäulen markierten. Die von Pausanias beschriebene dreiecksförmige Aphesis (Starteinrichtung) führte bis zu 20 Gespanne zusammen, die sich anschließend in einem 320 Meter langen Anlauf ihre Position suchen konnten.
Am östlichen Ende der Rennbahn sorgte „ein Pferdeschreck, Tarixhippos, in Gestalt eines runden Altares“ dafür, dass die Pferde „sofort eine heftige Furcht und Verwirrung“ befiel. Es bedarf wenig Fantasie, an dieser heiklen Stelle die begehrtesten der etwa 50.000 Zuschauerplätze zu vermuten, dürfte es doch in den engen Kurven immer wieder zu jenen brisanten Szenen gekommen sein, die den Film „Ben Hur“ zum Klassiker gemacht haben. „Die Wagen zerbrechen gewöhnlich, und die Lenker werden verwundet“, schreibt Pausanias.
Eng mit Mythos Olympia verbunden
Die Forschungen von Wacker/Müller/Senff bestätigen diese aus den Quellen gewonnene Rekonstruktion auf eindrucksvolle Weise. Auf bis zu 200 Metern Länge konnten auch die Wälle lokalisiert werden, von denen aus die Zuschauer die Wettkämpfe verfolgten.
Die Pferdewettkämpfe, die es auch bei anderen hellenischen Spielen wie in Delphi oder Korinth gab, zogen ihre Popularität nicht allein aus spektakulären Stürzen und halsbrecherischen Überholmanövern. Der ganze Mythos Olympias war aufs Engste mit ihnen verbunden, vor allem mit dem Rennen, in dem der legendäre Held Pelops die Königstochter Hippodameia gewann.
Pelops hatte die Metallteile seines Gegners durch Wachs ersetzt. Dessen sterbend ausgerufener Fluch beförderte drei wichtige Ergebnisse: Die Halbinsel wurde nach dem Sieger Peloponnes genannt. Der Clan des Pelops wurde zum Menschenschlachthaus, an dem die Dichter weiter bauten. Und das Pferderennen wurde zum zentralen Sport Olympias, wo es seit 680 v. Chr. nachgewiesen ist.
Die Pferdezucht als "politisches Mittel"
Doch hinter aller weltlicher Pracht, emotionaler Faszination und mythischer Erzählung steckte noch ein zutiefst machtpolitischer Kern. Während sich die übrigen Disziplinen durchaus mit dem demokratischen Ideal in Einklang bringen ließen, das nach der Abwehr der Perser 480/79 weite Teile von Hellas prägte, blieb der Pferdesport ein Relikt des Adels. Denn Pferde zu halten war ein Luxus, den sich kaum die Bürgerheere der Stadtstaaten leisteten, die auf Kavallerie oft verzichteten. Und da ein Auftritt in dem panhellenischen Heiligtum Olympia Publicity in der gesamten griechischen Welt garantierte, wetteiferten Politiker darum, ihren Ruhm mit einem Sieg beim Pferderennen zu steigern.
Berühmt und berüchtigt (und bis heute wegweisend) wurde das Kalkül, mit dem der Athener Alkibiades 416 v. Chr. den Pferdesport für seine Sache einsetzte: „Mein Vater erkannte, dass die Festversammlung in Olympia von aller Welt geliebt und bewundert wurde“, wird dessen Sohn zitiert. „Von diesen Überlegungen ließ er sich leiten..., als er sich der Pferdezucht zuwandte, was nur den vom Schicksal Begünstigten möglich, dem einfachen Manne aber verwehrt ist.“
Alkibiades überließ nichts dem Zufall. Um sicher zu gehen, dass er auf jeden Fall den Kranz aus Olivenzweigen erhielt – denn den gewann der Rennstallbesitzer, nicht der Fahrer – schickte er sieben Gespanne an den Start. Schon der Anmarsch der Pferde und ihrer Betreuer von Athen nach Olympia muss einem Triumphzug gleichgekommen sein. Kaum erstaunlich, dass seine Wagen die ersten drei Plätze belegten. Das Prestige des Olympiasiegers setzte Alkibiades umgehend ein, um das Oberkommando über die Flotte Athens zu erhalten, die Syrakus versklaven sollte. Schon damals hatte Olympia viel mit Realpolitik zu tun. Ob es die Moral der Menschen hingegen hob, darf bezweifelt werden.
Die Pferdezucht und die Emanzipation
Immerhin tat der Pferdesport etwas für die Emanzipation. Die spartanische Prinzessin Kyniska, die als illegal verheiratete Zuschauerin umgehend vom Felsen Typaion gestürzt worden wäre, gewann mit ihren Gespannen im 4. Jahrhundert den ersten Olympia-Sieg für eine Frau – weil es ihre Fahrer auf dem fragilen Wagen mit seinem gerade einmal kniehohen Geländer als erste ins Ziel schafften.

Auch die Tyrannen Siziliens trugen sich auf diese Weise in die Siegerlisten ein und ließen ihren so gemehrten Ruhm sogar auf Münzen verbreiten. Philipp, der Vater des großen Alexanders, soll dreimal gewonnen haben. Der Aufwand ihrer Delegationen sorgte denn wohl vor allem für das prachtvolle Spektakel, als das wir uns die hippischen Wettkämpfe vorstellen dürfen.
Das Rennen des Pferdeviergespanns über eine Distanz von 13824 Metern, zweifellos die Königsdisziplin, war jedoch nur eine unter vielen Konkurrenzen, die im Hippodrom ausgetragen wurden. Es gab auch klassische Pferde-, Stuten-, Fohlenrennen, Rennen mit Maultier-, Pferde- und Fohlenzweigespann. Die entscheidende Rolle spielte übrigens das Tier. Als die Stute Aura (Wind) ihren Reiter schon beim Start verlor, lief sie dennoch das Rennen weiter und erreichte als erste „in richtiger Ordnung“ das Ziel. Ihr Besitzer wurde zum Sieger erklärt und Aura mit einer Stele samt Bildnis geehrt.
Die neuen Entdeckungen in Olympia stützen noch eine andere Hypothese: Die großen römischen Pferderennbahnen entstanden nach dem Vorbild der wichtigsten griechischen Rennbahn. Allerdings waren sie dauerhafter ausgeführt und wesentlich Größer. Der Circus Maximus in Rom soll in der Spätantike 400.000 Besucher gefasst haben. Hippodrome standen in allen großen Städten. Denn die Faszination des Pferdesports konnte sich durchaus neben den blutigen Gladiatorenspektakeln in den Amphitheatern behaupten.
Begegnungsort für Kaiser und Volk
So war es kein Wunder, dass es keinen Geringeren als den Kaiser Nero trieb, auf seiner Griechenlandreise 66/67 n. Chr. höchstpersönlich ein Gespann in Olympia zum Sieg zu führen. Mit Rücksicht auf die kaiserliche Terminplanung hatte man die Spiele sogar verlegt. Nero stürzte zwar schnell vom Wagen, was aber die Kampfrichter nicht hinderte, ihm den Lorbeer zuzusprechen. Der Kaiser hätte zweifellos gesiegt, wäre er ins Ziel gekommen, lautete die weise Entscheidung, die einen gesunden Überlebenswillen und tiefen Einblick in das enge Verhältnis von Sport und Politik beweist.
Das steigerte sich noch in der Spätantike, in der nach Abschaffung der Gladiatorenkämpfe das Hippodrom mehr und mehr zu dem Ort wurde, in dem Kaiser und Volk gleichsam zu kommunizieren pflegten. Die Pracht der Spiele und die Reaktionen des Publikums wurden zum Gradmesser für die Akzeptanz und Stabilität einer Herrschaft. Regelrechte Zirkusparteien wie die Weißen, Grünen oder Blauen überzogen das gesamte Reich. In den Großstädten wirkten sie als Ordnungskräfte, deren Leistung unschwer zu verstehen ist, wenn man sich vorstellt, die Anhänger von Schalke und Dortmund wären gemeinsam für Ruhe und Ordnung im Revier zuständig.
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Olympia Hippodrom Olympische Spiele Griechenland Pferde
Nur einmal waren sie einer Meinung. 532 forderten sie im Hippodrom von Konstantinopel lautstark den Rücktritt Justinians und seiner Gattin Theodora, die ihre Karriere mit prallen erotischen Auftritten im Pausenprogramm der Rennen begonnen hatte. General Belisar und seine Leute bekamen Freikarten fürs Hippodrom und Theodoras einstige Fans füllten die Friedhöfe.
Doch das hatte mit dem olympischen Pferderennen nicht mehr viel zu tun. Schon lange bevor die christlichen Kaiser die heidnischen Spiele verboten hatten, waren die Pferderennen in Olympia bedeutungslos geworden. Mit all ihrem Pomp konnten sie sich doch nicht mehr gegen die Spiele in den Arenen der Metropolen behaupten. Der Alphaios schwemmte das Hippodrom hinweg. Nur der Geist, der es einst erfüllt hatte, ist noch heute sehr lebendig, wie erst unlängst der Skandal um den Chef des Motorsport-Weltverbandes, Max Mosley, deutlich machte. Seine Funktionärskollegen beeilten sich, ihm dennoch ihr Vertrauen auszusprechen. Ihre Vorgänger vor 2500 Jahren hätten es kaum anders gemacht.